Das Zusammenleben in Bad Dürrheim und Umgebung soll für die 13266 Bürger aktiver und attraktiver werden – lokal und regional. Ein Zusammenleben, das in der jetzigen Situation rund um das Coronavirus noch bedeutender wird. Um dieses Ziel zu erreichen, wird am 17. Dezember 2020 der digitale Dorfplatz von Crossiety in der Stadt eingeführt.

Zum digitalen Dorfplatz

Medienmitteilung vom 7.9.2020 – von H.-J. Eisenmann, erschienen in „Die Neckarquelle“

Eine lokale Internetplattform samt App, ein lokales Facebook und WhatsApp für die Bürger und Vereine der Kurstadt ist im Entstehen. Für November oder Dezember soll sie freigeschaltet werden. Crossiety (wie Society ausgesprochen, nur vorne mit „kross..“) heißt sie, den Namen sollten sich die Bad Dürrheimer merken: eine Internetplattform, auf der Stadtverwaltung, Feuerwehr, Kindergärten, Schulen, Nachbarschaftshilfe, Kur- und Bäder GmbH, Geschäfte, aber auch Bürger sich künftig bewegen werden.

Während der Sommerferien hat Bad Dürrheims städtischer Wirtschaftsförderer Alexander Stengelin Mitwirkende für die 15-köpfige Projektgruppe angesprochen, die sich in den nächsten Monaten trifft, um Plattform und App inhaltlich zu füllen. Ihr gehören Vertreter der Stadt, der Kur- und Bäder GmbH, des Generationentreffs, der Musik-, Sport- und sozialen Vereine an, der Kindertageseinrichtungen, von Feuerwehr und weiteren Beteiligten.

So war beispielsweise ursprünglich geplant, eine Kindergarten-App zur Kommunikation zwischen den hiesigen Kindergärten und den Eltern zu programmieren. Dies kann nun fallen gelassen werden, denn die neue städtische Internetplattform Crossiety kann der internen Kommunikation dienen, etwa wenn wegen Corona wieder Kindergartenschließungen drohen.

Vorteil für die Eltern: sie müssen sich nicht zwei Mal anmelden, es reicht die städtische Plattform mit App, auf der sich dann eine Gruppe für ihren Kindergarten befindet. Datenschutzriskante Seiten und Apps wie WhatsApp oder Facebook können nun vermieden werden.

„Wem der Schutz seiner persönlichen Daten wichtig ist, hat mit der neuen städtischen Plattform eine Alternative“, sagte Alexander Stengelin von der Stadtverwaltung. WhatsApp gehört als Unternehmen zu Facebook, die App greift Adress- und Standortdaten vom privaten Smartphone ab und übermittelt sie an andere Facebook-Firmen.

Staatliche Datenschutzbeauftragte haben schon mehrfach darauf hingewiesen, dass der Einsatz von WhatsApp durch Unternehmen zur betrieblichen Kommunikation gegen die Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO) verstößt. Staatlichen Einrichtungen ist er behördlicherseits verboten, so hat das badenwürttembergische Kultusministerium seinen Schulen verboten, Whats-App- Gruppen zur Unterrichtung der Eltern einzurichten.

Facebook greift Daten ab

Häufig werden solche Whats-App-Gruppen aber von Eltern oder Elternbeiräten eingerichtet. Sie haben künftig mit der städtischen App eine datenschutzkonforme weitere Möglichkeit. Ähnliches gilt für die Datenkrake Facebook, die private Computer ausspäht, selbst wenn der Dienst gar nicht geöffnet ist. „Kommunen sollten keine eigenen Facebook-Seiten haben, weil sie Bürger damit zwingen, ihre Daten preis zu geben“, so Alexander Stengelin von der Stadtverwaltung. Wie bei Facebook kann auch über die neue städtische Plattform Crossiety im Netz diskutiert und kommentiert werden. Allerdings nur mit Klarnamen und wer sich als Nutzer anmeldet, muss sich mittels einer SMS an sein Handy authentifizieren. Crossiety sei mithin ein „lokales Facebook – nur eben mit Datenschutz“, so Alexander Stengelin. Schätzungsweise 2000 bis 3000 Bad Dürrheimer nutzen Facebook, entsprechend groß ist auch das Potenzial für Crossiety.

Vereine vernetzen sich

Die Plattform kann an PC, Tablett oder Handy über den Browser betrieben werden oder über eine App auf dem Handy. „Sie bietet einen Mehrwert für alle Beteiligte“, so Alexander Stengelin. Da Crossiety-Plattformen auch für andere Städte zur Verfügung gestellt werden, muss der Nutzer über die Postleitzahl „seine“ Plattform finden.

Ein Tuninger, der sich zu Bad Dürrheim hingezogen fühlt, darf sich aber auch bei Bad Dürrheim auf dem digitalen Dorfplatz registrieren lassen. Speziell, wenn er zum Beispiel bei einem Bad Dürrheimer Verein mitwirkt oder informiert werden will, wenn jemand aus Bad Dürrheim etwas verschenkt oder Hilfe beim Einkaufen benötigt.

Gerade für Vereine, Schulen oder Kindergärten sei das Portal ideal, weil sie ihre interne Kommunikation darüber laufen lassen können, es gibt interne Bereiche, in denen ein Verein oder die Feuerwehrabteilungen ihre interne Kommunikation laufen lassen können und öffentliche Gruppen oder Bereiche. Auf dem Marktplatz können Bürger eine Nachricht veröffentlichen, egal, ob sie einen Rasenmäher ausleihen möchten oder einen Nachbarn brauchen, der sie zum Arzt nach Schwenningen fährt.

Der Zeitplan sieht vor, dass die Projektgruppe über die Funktionen des Portals informiert und geschult wird, wie man sich anmelden und Informationen veröffentlichen kann. Die Mitglieder der Projektgruppe sind Multiplikatoren, etwa Vertreter des Sportverbandes und Stadtmusikverbandes.

Ziel ist, Bad Dürrheim im November oder Dezember freizuschalten. Im Moment werden die Inhalte angelegt, damit die Nutzer, die sich probeweise einloggen, auch etwas sehen und grundlegende Informationen vorhanden sind.

Das Mehrgenerationenhaus Generationentreff Lebenswert hat für die Plattform bereits Fördermittel erhalten, die dafür eingesetzt werden. Darüber hinaus wurde das Geld, das im städtischen Haushalt für die Kindergartenapp bereit gestellt war, dafür umgeleitet. Der Generationentreff hat Fördermittel in Höhe von 17 000 Euro eingeworben, um den Start der generationenübergreifenden digitalen Bürgerplattform mitzufinanzieren

Ein Euro pro Einwohner

Die Mittel sollen aber bewusst nicht für die jährlichen Lizenzkosten genutzt werden, sondern für Honorarkosten im Bereich Beratung und Schulung, für die Erstellung und Verbreitung von Werbemaßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit sowie für Aufwandsentschädigungen für Ehrenamtliche. Die Plattform selbst wird von der Stadt betrieben, der Generationentreff stellt aber Räume für die Schulung und natürlich auch Inhalte zur Verfügung. Jede Gruppe ist für ihre Inhalte selbst verantwortlich. Für das Hosting entstehen jährliche Kosten von einem Euro pro Einwohner, egal wie viele von ihnen die Plattform nutzen, für Bad Dürrheim sind das also 13 403 Euro pro Jahr (mit Mehrwertsteuer 15 500 Euro). Hinzu kommen noch einige Aufwendungen für die Einführung und Werbung, sodass für das Jahr 2021 im Haushalt 18 000 Euro bereitstehen.

Hochschule begleitet

Die Crossiety-Gründer aus der Schweiz entwickeln mit dem einen Euro pro Einwohner nicht nur das Portal und die App weiter, sondern stellen auch einen Community-Manager. Wer also Schwierigkeiten hat, sich einzuloggen oder technische Fragen hat, muss nicht die Stadtverwaltung kontaktieren, sondern gleich das IT-Unternehmen.

Begleitet wird die Einführung der Plattform von der Hochschule Furtwangen. Dr. Ing. Christoph Kunze sowie dessen akademische Mitarbeiterin Madeleine Renyi bieten Hilfe bei der Erstellung digitaler Vernetzung an. Als sie mit dem Projekt begannen, dachte man noch an eine Sozial-Plattform, um etwa Babysitter- oder Betreuungsdienste in einer Art Tauschbörse zu vermitteln, inzwischen ist das Portfolio erweitert worden.

Auch Stadtjugendpfleger Christoph Lauer, der früher das Resort bürgerschaftliches Engagement betreut hat, und die Ehrenamtsbeauftragte der Stadt, Maria Bucher, wirken an dem Projekt mit. 

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